Innenstadt-SPD diskutierte über Wege aus der Ausbildungskrise

Presse

Auf einer inhaltlichen Mitgliederversammlung diskutierte der SPD Ortsverein Gießen-Mitte unter dem Motto „Wege aus der Ausbildungskrise“ über Ausbildungspolitik. Die Sozialdemokraten aus der Innenstadt fordern zur Überwindung der Ausbildungskrise eine neue Ausbildungsplatzumlage mit einem Zertifikate-System ähnlich den CO2-Zertifikaten. Auch auf kommunaler Ebene will sich die Innenstadt-SPD um bestmögliche Bedingungen für Auszubildende und Berufsschüler kümmern.

Als Referent des Abends führte Martin Hagel, Vorstandsmitglied im Ortsverein, in die Veranstaltung ein. Hagel ist IHK-zertifizierter Ausbilder und hat als Experte für Berufsschulen die Landesschülervertretung Hessen unter anderem bei der bundesweiten Kampagne für ein „Grundrecht auf Ausbildung“ vertreten. In seinem Referat erläuterte Hagel den Anwesenden, dass sich Deutschland in einer akuten Ausbildungskrise befindet, weil 1,5 Mio. junge Menschen zwischen 20-29 Jahren keine abgeschlossene Berufsausbildung haben und nur 24% der Unternehmen ausbilden. Als Alternative zu dem gescheiterten Ausbildungspakt und dem Warteschleifen-System der BA schlug Hagel eine neue Umlagefinanzierung mit Zertifikaten vor.

„Durch die neue Umlagefinanzierung mit Zertifikaten wird gleichzeitig allen Jugendlichen ein Ausbildungsplatz geboten und zudem werden Verwaltungskosten vermieden. Im Rahmen dieses unbürokratischen Modells legt der Staat eine gesellschaftlich notwendige Zahl an Ausbildungsplätzen fest, so dass den juristischen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zu Auswahlmöglichkeiten für Berufsanfänger entsprochen wird. Demnach wird eine Gesamtanzahl an Ausbildungszertifikaten in Umlauf gebracht. Je nach Unternehmensgröße müssen Unternehmen dann eine bestimmte Anzahl an Ausbildungsplätzen anbieten, für die sie ein Zertifikat erhalten. Unternehmen, die ausbilden erhalten dafür ein Zertifikat und können dieses an andere Unternehmen weiterverkaufen. Unternehmen, die nicht ausbilden dagegen müssen Zertifikate erwerben und halten. Durch dieses Verfahren werden vor allem Betriebe belohnt, die jetzt schon ausbilden“ so Hagel.

Bei den heutigen Ausbildungsverhältnissen würde die Ausbildungsplatzumlage mit Zertifikaten eine Lastenverteilung zu Gunsten von kleinen und mittelständischen Unternehmen bedeuten, da Großunternehmen heute oftmals erst fertig ausgebildete Fachkräfte von mittelständischen Unternehmen abwerben.

Auch wenn das gesellschaftliche Riesenproblem Ausbildungskrise abschließend auf Bundes- und Landesebene gelöst werden muss, wollen sich die Sozialdemokraten auch vor Ort für bessere Ausbildungsbedingungen einsetzen. „Auch wenn die Stadt dafür eigentlich nicht zuständig ist, können wir auf kommunaler Ebene nicht zuschauen, wie junge Menschen in die Perspektivlosigkeit entlassen werden, weil Bundes- und Landesebene versagen. Zu den kommunalen Möglichkeiten der Ausbildungspolitik gehört die Förderung und der Ausbau des ‚Zentrums Arbeit und Umwelt Gießen‘ (ZAUG) genauso wie die bestmögliche Ausstattung der Berufsschulen“ erklärt der Ortsvereinsvorsitzende Felix Diehl. Die Genossen wollen dazu bei Berufsschulen nachfragen und genau hinschauen, wo vor Ort der Schuh drückt und Verbesserungsbedarf besteht.

 
 

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